Kirchenbrand – Die Spießer innerhalb der Szene sollen sich mal locker machen

Kirchenbrand feiert heuer das 15-jährige Bandjubiläum und hat vor wenigen Tagen das Album „Vermächtnis“ veröffentlicht. Grund genug mit Christcrusher ein ausführlicheres Gespräch zu führen

Kirchenbrand - 15 Jahre MenschenhassB.M.G.: Gerade ist dein neues Album „Vermächtnis“ erschienen, pünktlich im Jahr des 15-jährigen Bandjubiläums. Grund genug dich mit ein paar Fragen zu löchern. Der Albumtitel Vermächtnis könnte schreckliches für Kirchenbrand Fans bedeuten. Man könnte meinen dies sei dein Vermächtnis, dein Abschiedsalbum. Ist diese Befürchtung berechtigt oder weshalb wurde genau dieser Albumtitel gewählt?

CC: Danke für das Interview! Wenn dies tatsächlich mein Vermächtnis wäre, dann wäre es definitiv ein gutes. Wir leben einfach in unsicheren Zeiten, keiner weiß, was nächstes Jahr oder nächste Woche ist, von daher kann ich dir nur sagen, dass ich jedes Album generell immer angehe, als wäre es mein letztes und immer alles gebe. Ich habe all mein Herzblut in dieses Album gesteckt und nicht darüber hinaus geplant. Die Fans entscheiden durch ihre Unterstützung, ob sie weiterhin Kirchenbrand Tonträger haben möchten oder ob sie mittlerweile die Schnauze voll davon haben. Bislang sind die Rückmeldungen allerdings durchwegs positiv und der Kirchenbrand Armee scheint das Album zu gefallen, gerade weil es auch wieder schön die Brücke zu den Anfangstagen schlägt.

B.M.G.: Dein neues Album ist sehr melodisch geworden und gewisse Deutschrock Einflüsse lassen sich durchaus raushören. Hat Christcrusher noch immer die Böhse Onkelz Cover Songs im Ohr, welche sehr erfolgreich auf Vinyl EP erscheinen sind? Oder wieso hört man solche Einflüsse bei Vermächtnis deutlicher heraus als dies noch bei Antihumanismus der Fall war?

CC: Wer aufmerksam hingehört hat, bemerkte diese Einflüsse schon lange bei Kirchenbrand, vielleicht sogar schon beim Debüt, aber spätestens seit Gegenkultur kommt auch meine Vorliebe für diese melodischen Riffs immer wieder heraus. Darüber hinaus habe ich schon lange keinen Ruf mehr zu verlieren und dadurch kann ich ungeniert meine musikalischen Vorlieben und Freiheiten ausleben. Meiner Meinung nach ist es immer noch Black Metal und es klingt vor allem immer noch klar nach Kirchenbrand, das ist mir das Wichtigste. Da mir aber von vielen Seiten immer wieder abgesprochen wird, „echten“ Black Metal zu spielen, nennen wir es doch einfach Kirchenbrand-Musik oder Black Metal Gegenkultur. Wer definiert denn, was Black Metal ist und was nicht? Kirchenbrand war immer antichristlich, aber nie satanisch, naturbezogen und gesellschaftskritisch. Das hat schon auf dem ersten Album begonnen. Eine authentischere misanthropische Band wirst du aber nicht finden, denn ich liebe was ich mache und verachte die Menschheit für ihre kollektive Dummheit und ihre gefährliche Zerstörungswut. Ich steche stets in die eitrige Wunde der Gesellschaft und halte allen die es sehen wollen den ungeschönten Spiegel vor. Wir sind nun einmal die Krankheit der Erde.

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B.M.G.: Der Corona Lockdown hat dir offensichtlich ganz gut getan, denn Kirchenbrand hatte noch nie so viele Hits auf einem Album. Ich finde es immer wieder beeindruckend, was für eingängige und wunderbar provokante Texte du immer wieder raushaust. Langeweile kommt bei einem KB Album auf alle Fälle nicht auf. Was hat dich dazu bewegt die Geschichte von Albert Fish zu erzählen? Was unterscheidet ihn von anderen Serienmördern?

CC: Ich habe schon vorher soziale Distanz gelebt und brauche keinen beschissenen Lockdown, um mich lieber alleine daheim mit Musik und Büchern zu beschäftigen, als in die Stadt zu gehen. Seit den Anfängen der Band habe ich mich immer wieder besonders mit den Abgründen von Menschen auseinandergesetzt und bei Herrn Fish tun sich verdammt üble Abgründe auf. Der „graue Mann“ zählte Fritz Haarmann zu seinen großen Vorbildern, schlug ihn aber um Längen, was die Abartigkeit und die Zahl seiner Taten angeht. Er hatte Gottes-Halluzinationen, sprach mit einem eingebildeten „Heiland“, aber entführte, quälte und verspeiste seine zahlreichen Opfer ohne Skrupel. Fish war seit jeher süchtig nach sadomasochistischen Techniken. Er schlug sich gleich einer Geißelung selbst mit einem Paddel, bespickt mit Nägeln und nähte sich auch selbst 30 Nadeln in den Körper. Er aß seine eigenen Exkremente und verbrannte sich selbst mit heißen Eisen. Außerdem war er von Kannibalismus besessen. Als er festgenommen wurde, gestand er unzählige Morde an Kindern und den Verzehr ihres Fleisches. Im Grunde könnte man ein ganzes Album über diesen kranken Mann schreiben, um einmal mehr aufzuzeigen, wozu nur ein Mensch fähig ist. An Abartigkeit mangelt es all diesen Menschen definitiv nicht und auch Albert Fish war für seine Nachbarn der nette Mann von nebenan.

B.M.G.: In den Liedern „Ratte“ und „Wolf unter Schafen“ wirst du ziemlich politisch unkorrekt und verteilst Fausthiebe von Bud Spencer an Anzugträger und auch die Vollidioten und Vollidiotinnen der Gender-Sprachpolizei bekommen ihr Fett ab. Dies lässt darauf schließen dass du mit der heutigen Zeit wenig anfangen kannst. Was stört dich an dieser Zeit besonders und was würdest du dir für die Zukunft von dieser Gesellschaft wünschen?

CC: Ich kann mit dieser kranken Zeit und dieser übertrieben heuchlerischen Gesellschaft definitiv nichts mehr anfangen. Am meisten stört mich die ganze kollektive globale Verlogenheit. Alles geht zwar sprichwörtlich zugrunde, die Welt brennt an allen Ecken und Enden, Naturkatastrophen werden immer mehr, Artensterben ist ein Riesenthema, aber diese Gestalten haben allen Ernstes keine anderen Sorgen, als ständig einst bewährte und über Jahrzehnte verwendete Wörter zu verbieten und sogar im Tierreich alles zu Tode zu gendern und zu verschlimmbessern. Diese ganze bescheuerte Kacke macht die widerliche Welt mit Sicherheit nicht besser, sondern nur noch heuchlerischer und abgefuckter, daher haben auch die „VollidiotInnen“ ihr Fett abbekommen, da geht dann einfach der musikalische Mittelfinger hoch. So etwas macht mich echt tierisch wütend, man wünscht sich tatsächlich, Bud Spencer würde noch leben und denen, die uns sagen, was man heutzutage noch sagen darf seine Meinung nonverbal mitteilen.

von Michael Plock gezeichnetes Cover der Totenacker EP

B.M.G.: Seit der „Rückkehr“ von KB gab es erstmalig auch Vinyl Produktionen. Der Anfang machte hier die 7″ EP von Hundefutter. Seitdem wurden 3 weitere EPs veröffentlicht, wovon ein Cover besser als das andere ist. Ist dir bekannt ob es Fans ohne Plattenspieler gibt, welche diese Scheiben schon alleine wegen der tollen Artworks kaufen?

CC: In der Tat schreiben mir manche Fans, dass sie sich die Teile gekauft haben, obwohl sie selbst noch immer keinen Plattenspielen haben. Einer hat sich die EPs sogar extra digitalisieren lassen, damit er sie endlich anhören kann. Auf die Artworks wird bei Kirchenbrand immer sehr viel Wert gelegt, ich fand die Dinger allesamt geil, aber besonders schön fand ich persönlich das von Michael Plock gezeichnete Cover der Totenacker EP. Das ist einfach auch ein wunderbares Kleinod und so mancher holt sich die EPs auch als reine Sammlerstücke, mittlerweile lohnt sich die Anschaffung eines Plattendrehers aber definitiv, da es bereits 4 EPs mit exklusiven Liedern gibt, die auf keinem Album zu hören sind! Tatsächlich liebe ich diese kleinen, aber feinen 7“ Vinyl Singles sehr, da sie mir die Möglichkeit geben, auch ohne den Druck eines ganzen Albums neue Musik rauszuhauen und dadurch die Wartezeit aufs nächste Vollalbum zu verkürzen.

 

B.M.G.: Im Jahr 2020 hast du zum ersten Mal eine andere Band gecovert. Weshalb ausgerechnet die extrem polarisierende Band „Böhse Onkelz“? Was verbindet dich mit dieser Band und weshalb hast du gerade die Lieder „Stunde des Siegers“ und Nekrophil“ gecovert? Wie kam es zu der Idee das original Cover von „Böse Menschen – böse Lieder“ möglichst gut nachzubilden für diese Böhse Onkelz Tribute EP?

CC: Man sagt auch über meine Band, sie wäre extrem polarisierend. Man liebt oder hasst die Onkelz und genau so ist es auch mit Kirchenbrand. Dazwischen gibt es nichts. So gesehen passt diese Kombi doch ganz gut. Ich habe die beiden Lieder genommen, weil sie textlich perfekt zu Kirchenbrand passen. Mit den Onkelz verbinde ich vor allem schöne Jugenderinnerungen, ich bin damit aufgewachsen und höre die alten Sachen immer noch sehr gerne. So etwas wie zwei Onkelz Cover Versionen hätte definitv nicht auf ein reguläres Album gepasst, so gesehen kann man sich auf so einer EP auch mal austoben. Hat jedenfalls echt Spaß gemacht, manche Onkelz Fans fanden das Ding auch gar nicht mal so verkehrt und mein Label war sehr zufrieden mit den Verkaufszahlen dieser angeblich so umstrittenen Cover EP. Das Cover selbst wurde in Erinnerung an bessere Zeiten auch optisch ganz nah am Original umgesetzt um das Ding gut abzurunden.

B.M.G.: Schon seit dem ersten Album (Abgründe) ist Nekrophilie ein Thema bei KB. Wie kommt es das du immer wieder mal das Thema Nekrophilie in deinen Songs aufgreifst? Was reizt dich an diesem Thema?

CC: Ich beschäftige mich immer wieder mit den Abgründen von Menschen und Jörg Buttgereits Nekromantik Filme waren diesbezüglich auch eine große Inspiration. Bis dahin habe ich auch nicht wirklich über Menschen mit solchen Neigungen nachgedacht. Wenn du dachtest, dass auch ich derartige Vorlieben habe, muss ich dich enttäuschen, ich stehe lediglich auf große natürliche Titten, das ist mein einziger „Fetisch“. Ich hatte zwar schon sexuell sehr passive Freundinnen, aber in diese Schublade würde ich selbst den Sex mit diesen Schlaftabletten nicht einordnen.

B.M.G.: Während andere Black Metal Bands eher billige, plumpe „Tittenbilder“ bei ihren Veröffentlichungen einsetzen, sieht man bei Kirchenbrand das hier auf Qualität hohen Wert gelegt wird. Sämtliche bei deinen Veröffentlichungen eingesetzten Fotos sind sehr ästhetisch. Arbeitest Du hier mit professionellen Fotografen zusammen?

CC: Die meisten Fotos entstehen seit den Thy Nemesis Tagen zusammen mit der Fotografin Amanda Aichholzer aus Braunau, sie macht immer wieder sehr professionelle und gute Aufnahmen, daher besteht die Zusammenarbeit seit 20 Jahren. Heuer war gerade allerdings totaler Lockdown und kein Model in Sicht, daher bin ich mit meinem ehemaligen Schlagzeuger Percht in den Wald gefahren und wir haben ganz einfach old school Black Metal Waldbilder im Schnee gemacht.

B.M.G.: Menschenhass durchzieht bekanntlich die Geschichte der Band. Deine Kritiker sind der Meinung dass ein Menschenhasser nicht in sozialen Medien wie Facebook sein dürfte und im Grunde eine Selbsttötung vornehmen müsste. Wie passt es zusammen dass Du als Antihumanist ein soziales Netzwerk wie Facebook (und früher MySpace) nutzt? Was sagst du diesen Kritikern?

CC: Das würde denen so passen was? Mitten in der Schlacht hat sich kein Krieger fortgemacht! Bei mir wird ohnehin immer alles kritisiert, dabei wirst du in der verlogenen Szene keinen ehrlicheren und geraderen Bastard als mich finden. Natürlich will man seine Musik auch einem Publikum präsentieren und dafür eignen sich die asozialen Medien perfekt. Wer etwas anderes sagt, der lügt. Genauso verstehen manche Gestalten nicht, warum man die Menschheit derart verachten kann und trotzdem kein Kostverächter ist, wenn es um die holde Damenwelt geht. Dabei habe ich mich doch bereits mit dem Spruch „Der Mensch gehört im Keim erstickt, nur mit Gummi wird gefickt“ erklärt. Ich habe nie nach den gesellschaftlichen Regeln von Familie und Spießertum gelebt. Ich hasse die Menschen abgrundtief, aber bin einfach auch ein normal veranlagter Mann im besten Alter, der einfach gerne mal den Lachs buttert, ohne sich gleich vermehren zu wollen. Es gibt ohnehin zu viele von uns und die Idioten vermehren sich leider überproportional, daher mache ich da bewusst nicht mit. Dem biologischen Programm kann ich aber auch nicht ganz entkommen und daher stehe ich dazu. Diese Spießer innerhalb der Szene sollen sich mal locker machen und den Sarkasmus raffen, der in Liedern wie Sex, Gewalt und Kirchenbrand mitschwingt.

B.M.G.: Seit dem Album „Krankheit Mensch“ spielen Frauen & Brüste immer wieder eine Rolle beim Artwork. Insbesondere das Gothic & Fetisch Model Xarah von den Vielenregen findet sich auf allen Album-Covers wieder. Wie kommt es zu dieser langjährigen Zusammenarbeit mit diesem international bekannten Model? Hatte Xarah nie Berührungsängste mit einer Band aus dem Black Metal Untergrund? Weshalb spielen Brüste immer wieder eine Rolle beim Artwork von Kirchenbrand und wieso hatte man beim ersten Album noch darauf verzichtet?

Kirchenbrand - VermächtnisCC: Die Zusammenarbeit mit Xarah ist durch gegenseitigen Respekt geprägt. Ich habe sie vor Jahren auf der Fetish Evolution Messe in Essen kennengelernt und schätze ihre Arbeit sehr. Sie ist ein international erfolgreiches Model für Glamour, Pin-Up, Fetish & Gothic und ist auch für ihre Burlesqueshows berühmt. Es ist mir eine Ehre, dass eine so starke und schöne Frau sich bereits fünfmal zu einer Zusammenarbeit mit mir entschieden hat. Ich liebe die schönen Covers mit ihr so sehr, wie die Szenewächter und Hater sie hassen. Sie hat offensichtlich keine Berührungsängste mit dem Black Metal Untergrund und hat natürlich auch alle CDs daheim. Gerade die wiederholte Zusammenarbeit mit Xarah stellt ein Alleinstellungsmerkmal dieser Band dar und ich bin sehr stolz darauf. Wäre es nach mir gegangen, wäre übrigens schon auf dem ersten Album ein Mädel gewesen, denn der CD-Aufdruck war ursprünglich für das Cover vorgesehen, das damalige Label wollte aber lieber ein typisches Black Metal Cover machen und auf Nummer Sicher gehen. Damals war wahrscheinlich auch noch nicht jedem klar, dass diese Band einfach pure Gegenkultur ist und sich bewusst vom Rest der Bands abheben will. Ich liebe nun einmal schöne Frauen, ist das denn so unverständlich und verwerflich? Im Gegensatz zu vielen anderen Bands aus dem Black Metal Bereich waren die Bilder aber immer ästhetisch und alles andere als billig.

B.M.G.: Mit Thy Nemesis hast du sauber produzierten Black Metal veröffentlicht und gezeigt das du auch durchaus wie die große Masse der BM Bands klingen kannst. Da gerade dein roher Sound immer mal wieder als Angriffspunkt diverser Kritiker ein Thema war, würde mich interessieren warum Kirchenbrand nicht sauber und klar produziert wird, wie dies noch bei deiner ehemaligen Band der Fall war. Hat Terror Records dir den Geldhahn zugedreht im Gegensatz zu CCP Records damals?

CC: Wenn jemand an Kirchenbrand glaubt und dahinter steht, dann Terror Records. Kein anderes Label hätte es möglich gemacht, meine Werke in so vielen edlen Versionen für die Fans zu veröffentlichen. Da ist auf beiden Seiten absoluter Idealismus dahinter. Thy Nemesis klang mir im Nachgang zudem einfach zu sauber, zu austauschbar und gerade deshalb habe ich 2006 Kirchenbrand gestartet und Thy Nemesis beerdigt. Das beste Lied der Vorgängerband „An Friedhofsmauern“ war so gesehen bereits der Startschuss für Kirchenbrand. Ich will diesen rohen, brutalen und räudigen Sound genauso haben und die Kontrolle darüber haben. Kein Studio der Welt würde das so produzieren, wie ich es haben will, denn dieses Biest springt dir aus den Boxen direkt in die Fresse. Dennoch ist der Sound mit den Jahren immer besser und fetter geworden, das ist eine natürliche Entwicklung und jedes Album ist eine Momentaufnahme.

B.M.G.: Mit deiner ehemaligen Band Thy Nemesis warst du bei CCP Records unter Vertrag. Weshalb wurde Kirchenbrand nicht auch über CCP veröffentlicht?

CC: Weil CCP 2007 diese Band nicht mit diesem Bandnamen und diesem Image veröffentlichen wollte, ich habe das Debüt tatsächlich zuerst meinem alten Label angeboten, das war ihnen aber anscheinend zu heftig, daher machte ich mich auf Myspace auf die Suche nach einem neuen Label, eine Änderung der Texte und eine Umbenennung kamen für mich jedenfalls nie in Frage.

B.M.G.: Wie kam es zur Zusammenarbeit mit Nordsturm Productions beim ersten Album und wie bist du im Nachhinein mit der Umsetzung und der Zusammenarbeit zufrieden?

CC: Ein Fan auf Myspace empfahl mir 2008 Nordsturm Productions und ich war froh, dass jemand doch noch die Eier hatte, dieses Ding zu veröffentlichen. Dafür bin ich Nordsturm und dem Mann dahinter immer noch dankbar. Die CD selbst war zwar sehr schlicht gehalten, aber Hauptsache war damals jedenfalls, dass das Ding endlich veröffentlicht wurde.

Christcrusher & Percht KirchenbrandB.M.G.: Du hast schon mehrfach verschiedene Musikvideos veröffentlicht, mit viel Liebe zum Detail. Lässt du diese extra produzieren oder machst du hier alles in Eigenleistung?

CC: Seit dem ersten Video schneide ich alle Videos selbst, da ich damit zufrieden sein will, das ist wie mit dem Sound, den ich seit Abgang auch alleine mixe. Davor haben wir die ersten beiden Alben bei Percht in Mondsee aufgenommen und ich musste dafür immer 2 Stunden mit meinem ganzen Zeug hin und retour fahren. Darum geht heute auch alles schneller als früher, da ich alles alleine mache.

B.M.G.: Wahnsinn das du diese tollen Videos alle selbst erstellst. Wie lange sitzt du da im Normalfall dran bis so ein Video fertig ist?

CC: Mitunter sitze ich da schon mehrere Wochen dran. Text und Bild sollen ja perfekt zusammenpassen und die Musik gut präsentieren.

B.M.G.: Auf dem ersten Album „Abgründe“ sollte ursprünglich auch ein Video enthalten sein. Weshalb wurde dies am Ende doch nicht auf CD gebannt?

CC: Diese Frage kann ich dir leider auch nicht beantworten. Wir waren damals sehr stolz auf unsere böse Nekromantik Hommage und wollten es natürlich auch mit auf das Album packen, allerdings hieß es damals, dass das nicht möglich sei. Ich denke, das war auch eine Kostenfrage, eine Multimedia CD ist mit Sicherheit teurer in der Herstellung und bei einem Debüt weiß man auch noch nicht, wie lange eine Band durchhalten wird und ob sich das auch für ein Label rentiert. Ich war damals trotzdem sehr froh, das Ding in Händen zu halten und die Fans haben das Video ja auf Myspace gesehen.

B.M.G.: Apropo erstes Album: Damals hatte man noch eine ganz normale Schriftart als Bandlogo und erstmals bei „Krankheit Mensch“ wurde das heutige Bandlogo eingesetzt. Wie ist das heutige Logo entstanden und bist du mit diesem heute noch immer zufrieden?

Kirchenbrand - Abgründe
Mit diesem Cover sollte ursprünglich das Kirchenbrand Album „Abgründe“ erscheinen

CC: Das Logo wurde von einem lokalen Grafiker entworfen und passt immer noch gut zu Kirchenbrand. Es gab auch damals schon das Logo von heute, es wurde allerdings genau wie das Video nicht verwendet. Ich kann dir leider auch nicht mehr genau sagen warum. Wie gesagt, wir hätten gerne ein Foto aus der Videosession am Cover gehabt und eine bereits fertige Bildercollage in der Mitte des vierseitigen Booklets, das Label wollte damals aber lieber eine schlichte Aufmachung, die Musik sollte wohl für sich selbst sprechen. Aufgrund des Covers gab es sicher auch Missverständnisse, da die Band von Anfang an antichristlich, aber niemals satanisch war. Da ich an keinen Gott glaube, brauche ich auch keinen bescheuerten Teufel und bin generell gegen jede Art der Hirnwäsche und Manipulation des Geistes. Es gibt natürlich mitunter auch einen respektablen philosophischen Ansatz im Satanismus, aber die meisten sogenannten „Satanisten“ sind heute leider keine Philosophen, sondern reine Selbstdarsteller und damit kann ich nun einmal gar nichts anfangen. Für mich ist der Mensch der Teufel und ich sehe täglich die selbsterschaffene Hölle da draußen.

B.M.G.: In der Black Metal Szene gibt es einen immer größer werdenden Tape-Hype. Ist dieser deiner Meinung nach berechtigt? Welche Tonträgerform bevorzugst du selbst bzw. welche Tonträger dominieren deine eigene Sammlung im Jahre 2021 und wie hat sich dein eigenes Kaufverhalten in den letzten Jahrzehnten verändert?

CC: Ich war noch nie der Typ für Hypes und mag eher Dinge, die nicht jeder mag. Dennoch besitze ich natürlich noch ein Tapedeck und viele Tapes. Antihumanismus ist ja auch auf Tape erschienen, ich bevorzuge aber CDs und LPs, die meine Sammlung dominieren, darüber hinaus habe ich noch viele gute alte VHS Bänder mit Konzerten und Filmen, die es nicht auf DVD gibt. Ich bin diesbezüglich wirklich old school. Wenn mir eine Band gefällt, unterstütze ich sie, indem ich mir alle Formate des Albums hole, also auf CD, Digi, LP und Tape. Mein Kaufverhalten ist also sogar noch extremer geworden, Musik ist meine Droge.

B.M.G.: Was sagst du zu der Entwicklung hinsichtlich Streaming und Download? Manche Bands veröffentlichen inzwischen sogar nur noch digital aufgrund der zu geringen Tonträgerverkäufen. Hast Du auch schon darüber nachgedacht nur noch digital zu veröffentlichen?

CC: Das würde ich niemals machen, weil ich einen schön aufgemachten Tonträger in Händen halten will und das Booklet durchblättern will. Außerdem unterstütze ich die Künstler mehr, wenn ich ihre Album kaufe und nicht streame. Wenn das legal passiert, ist das ja noch in Ordnung, manche hören die Sachen ja auch gerne unterwegs und möchten die CD lieber daheim lassen, aber illegale Downloads zerstören alles und es wird kleinen Bands wie meiner überhaupt nicht mehr möglich sein, in Zukunft noch Tonträger zu veröffentlichen. Das sollte den Leuten bewusst sein.

B.M.G.: An Kirchenbrand kommt man im Black Metal Untergrund einfach nicht vorbei. Deine Band hat inzwischen einen so hohen Stellenwert eingenommen, dass sogar andere Bands versuchen mit Kirchenbrand die eigene Aufmerksamkeit zu steigern. So hat eine Band sogar ein „Anti-Kirchenbrand“ Shirt veröffentlicht, um damit nicht nur Kasse zu machen, sondern vor allem um bei dem Teil der BM Szene etwas Aufmerksamkeit zu bekommen, der deine Musik nicht mag – ja sogar hasst. Macht es dich stolz, dass deine Musik eine so große Beachtung bekommt? Viel Feind, viel Ehr?

CC: Besonders kreativ war man bei diesem ach so bösen „Anti-Kirchenbrand“ Shirt ja nicht gerade, denn es wurde einfach nur grob das alte Nargaroth „Anti-Graf von Beelzebub (Mystic Circle)“ Shirt kopiert. Was all diese Personen offensichtlich nicht realisieren, ist, dass sie den Namen Kirchenbrand damit doch nur noch bekannter machen und noch mehr Aufmerksamkeit auf meine kleine Band lenken. Außerdem sind denen offenbar unterschwelliger Sarkasmus und künstlerische Überspitzung fremd. Selbstverständlich übertreibe ich auch mal in meinen Texten und treibe es auf die Spitze, aber ich bin dennoch ein Misanthrop aus tiefstem Herzen und man hört, dass hier echter Hass aus den Boxen dröhnt und kein aufgesetztes Image. Natürlich spornt einen Hassfresser wie mich der ganze Gegenwind von Anfang an immer wieder enorm an, aber ich polarisiere generell immer wieder und ecke auch außerhalb der Black Metal Szene überall an, da ich mein Herz auf der Zunge trage und kein verlogener Heuchler und Arschkriecher bin. Ich beuge mich niemandem, ich unterwerfe mich keinen Regeln und bin mein eigener Herr, anstatt ein Sklavendasein zu fristen. Damit können offenbar ganz wenige andere „Kreischgesangsartisten“ umgehen, ich bin aber auch definitiv gar nicht daran interessiert, von der selbsternannten „Elite“ der Szene akzeptiert zu werden und ziehe lieber mein ganz eigenes Ding durch. Wer glaubt, dass Black Metal etwas mit Herdendenken und Konformität zu tun hätte, hat diese Kunstform nie verstanden. Black Metal soll verdammt noch mal anecken, polarisieren, verstören und Emotionen auslösen! Nichts ist schlimmer, als von allen akzeptiert zu werden und damit in der Belanglosigkeit zu verschwinden. Als beim neuen Video erst nach einigen Tagen der erste Daumen nach unten zu sehen war, habe ich mich schon gefragt, ob ich diesmal etwas falsch gemacht habe. Ach ja, da kann ich gleich noch mehr Öl ins Feuer gießen und dir sagen, dass ich Mystic Circle sogar damals bei Thy Nemesis im Booklet gegrüßt habe, immer noch sehr gerne höre und mich schon riesig auf deren angekündigte Rückkehr freue.

B.M.G.: Zum Abschluss noch eine Frage: Was ist eigentlich das wildeste Gerücht, dass du je über dich gehört hast?

CC: Einmal wurde in einem Forum allen Ernstes behauptet, ich würde in Braunau ständig besoffen mit Haweii-Hemd durch die Stadt torkeln. Ein unpassenderes Gerücht habe ich definitv noch nie gehört, denn wer mich wirklich kennt, weiß, dass ich so gut wie nie Alkohol trinke und in meinem Schrank gar kein Haweii Hemd habe. In Wahrheit betäube ich meinen Geist gar nicht und will das wahre Leben draußen in der Natur oder mal wieder zwischen zwei dicken Titten spüren. Zudem gehe ich mittlerweile nur noch einmal in der Woche einkaufen und man sieht mich gar nicht mehr in der Stadt. Ich halte mich also lieber dort auf, wo gar keine Leute sind, sammle da meine Kräfte und fühle mich dadurch wieder lebendig. Ich bin einfach ein freier Geist, der auf Herdendenken scheißt.

B.M.G.: Vielen Dank Christcrusher, für dieses aufschlussreiche Gespräch.
CC: Vielen Dank für dein Interesse an meiner Art von Black Metal Gegenkultur.

Das Gespräch wurde von Anti-Humanist für Black Metal Germania (B.M.G.) geführt.