Mjöllnir: Erstmal bedanke ich mich bei Euch, dass ihr Euch Zeit für ein Interview beim Black Info Kanal genommen habt. Ich habe dieses Interview schon länger im Hinterkopf. Ihr beide seit in einigen Bands aktiv und konntet eure Meriten in der deutschen BM Szene verdienen. Wie kommt es, dass ihr in so vielen Bands aktiv seit? Erklärt doch auch mal die Unterschiede der Bands?
Grundsätzlich machen (und hören) wir gerne verschiedene Stiltypen des Black Metals. Aber auch außerhalb des Black Metals sammeln wir unsere Einflüsse. Über die Jahre hat sich das in einer Weiterentwicklung der Projekte gezeigt und außerdem auch dem Entstehen neuer Projekte oder dem Mitwirken an Projekten anderer Musiker geäußert. Das Anschlagen neuer Richtungen macht uns Spaß und lässt uns Raum für Experimente. Den Stil einer bestehenden Band möchten wir zwar gerne weiterentwickeln, jedoch halten wir nichts davon diesen komplett über Bord zu werfen. Hier ist ein neues Projekt, unserer Ansicht nach, angebrachter.
Die Unterschiede der Bands liegen im Stil der Musik, in der Thematik, aber auch in den vermittelten Gefühlen. Schmerz und Kälte (z.B. Wintergeist), Hass und Aggression (Flak), aber auch Spiritualität und die Rauheit der nordischen Seele (Glaciär) oder Wahnsinn und Okkultismus (Ascheregen) finden ihren Ausdruck. Das sind jedoch lediglich Themenschwerpunkte, man wird das und noch mehr stets in allen unseren Projekten finden können, wenn man danach sucht.
Mjöllnir: Was hat Euch dazu bewogen neben den zahlreichen Bands noch ein kleines Label mit Namen „Seelenbrand Records“ ins Leben zu Rufen?
Grund für die Seelenbrand Records Gründung war auch für andere Bands Aufnahmen machen zu können. Außerdem eine Art Marke unter der unsere Aufnahmen oder die befreundeter Bands erscheinen oder wenn bei Aufnahmen Mischen mitgewirkt wurde. Angefangen hat alles mit wenig Equipment und den eignen Aufnahmen für unsere Projekte. Nun gibt es ein komplett eingerichtetes Studio mit viel Musik und Technik Equipment, sowie Know How beim Aufnehmen, Mischen und Mastern.
Mjöllnir: Mit Wintergeist und Flak kann man Euch auch auf der Bühne bewundern, sind die anderen Bands wie z.B. Ascheregen nur Studiobands oder besteht die Chance auch diese Bands auf der Bühne zu sehen.
In Ermangelung an Musikern sind diese Projekte reine Studioprojekte. Wir schließen es jedoch nicht aus, dass sich dies einst ändert. Das hängt alles von Live-Musikern und dem Interesse an den Bands ab, welches ich derzeit als gering einschätzen würde.
Mjöllnir: Das aktuelle Wintergeist Album „Kalte Fluten“ ist zu Anfang diesen Jahres erschienen. Das letzte Flak Album wurde im Mai veröffentlicht? Wie seid ihr mit den Reaktionen seitens der Szene und der Medien zufrieden?
Die Reaktionen, so weit ich diese mitbekam, waren doch recht positiv. Insbesondere bei Flak habe ich das wahrgenommen. Da wir dort einen sehr ungewöhnlichen musikalischen Weg eingeschlagen, bzw. wer die Minenwerfer Split kennt weiterverfolgt, haben erfreulich.
Wichtig war uns, dass „Tausend Tonnen Panzerstahl“ brachialst ballert und diesem Titel gerecht wird. Sauberster, drückender Sound, produziert in den Hauseigenen Seelenbrand Studios! Brutalstes Riffing. Komplett mit Instrumenten eingespielte Musik! (Ich kann diese ganzen Programmierbands nicht mehr hören).
„Kalte Fluten“ dagegen sollte ein Rausch der Kälte sein. Wir wollten dabei nach dem eher verträumten und warmen „In einsamen Höhen“ unbedingt an Songs wie „Mondglut“ von der „Schnee und Eis“ Split anknüpfen. Gefühlsmäßig war Wintersonne beim Schreiben der Riffs gerade in der passenden Stimmung und so ging alles ganz schnell.
Riffs und Drumming ergeben hier einen wilden Sturm aus Kälte und Hass und driften im Gegensatz zu anderen V.Ö. wie „In einsamen Höhen“ nur selten in verträumte Melancholie ab. „In einsamen Höhen“ und „Kalte Fluten“ sind daher musikalisch als zwei kompatible Seiten einer Medaille zu verstehen.
Auf beide Veröffentlichungen sind wir sehr Stolz.
Reaktionen von Magazinen gab es bislang keine. Reviews gab es nur wenige, diese waren jedoch positiv.
Mjöllnir: Um die vorherige Frage etwas zu vertiefen, gibt es im Nachhinein Dinge, die ihr bei beiden Alben anders gemacht hättet?
Nein, denn wir machen stets das was uns gefällt.
Mjöllnir: Wer ist die treibende Kraft beim Entstehen neuer Songs? Entsteht immer ein komplettes Album für eine Band oder entstehen auch Songs, die ihr keiner Band erst mal so genau zu ordnen könnt?
Wir widmen uns abwechselnd, turnusmäßig, für einige Zeit den verschiedenen Projekten. Einige Projekte, die wir live-tauglich halten möchten, proben dagegen regelmäßig und laufend um diese schnell auf die Bühne bringen zu können.
Songs entstehen nur für ein Album. Bei Riffs ist es nicht immer ganz klar, wo diese hin wandern. Ein „“Flak-Riff wird jedoch eher weniger auf einem Wintergeist-Album erscheinen.
Mjöllnir: Lasst uns einen Blick in die Zukunft werfen. Wird es ein neues Ascheregen geben? Was habt ihr sonst noch in der Hinterhand, was ihr dem Leser verraten könnt?
Tatsächlich ist ein neues Ascheregen Album mit dem Titel „Verum“ seit einigen Monaten schon fertig. Bislang konnten wir kein Label finden, welches das Teil veröffentlicht. Das Album geht den Weg von „Oratio“ (2016) fort und behandelt tendenziell okkultistische Themen.
Mjöllnir: Die sozialen Netzwerke wie Facebook und Co sind aus der heutigen Zeit kaum noch weg zu denken. Wie wichtig sind die sozialen Netzwerke für Euch und die jeweiligen Bands?
Als kostenlose aber nicht notwendige Präsenz für eine Website, sowie Werbung und Information für Releases und Konzerte nutzen wir Facebook. Persönlich poste ich da eigentlich selten etwas. Wenn dann nur Musik. Seelenbrand besitzt inzwischen gar kein Facebook mehr, weshalb Wintersonne alle Seiten verwaltet.
Mjöllnir: Ende Mai habt ihr ein kleines Konzert veranstaltet, das aber über Facebook gar nicht öffentlich angekündigt wurde und der Konzertbesucher nur mit Einladung zum Veranstaltungsort gelotst wurde. Was waren die Gründe für solche Maßnahmen?
Die Gründe liegen ja eigentlich auf der Hand. Wir möchten in Ruhe unsere Musik machen und genießen. Wer dazu nicht eingeladen ist, hat Pech gehabt und sollte sich dann vielleicht fragen, warum keine Einladung im Briefkasten war.
Ich sehe auch gar keinen Grund warum Black Metal der breiten Öffentlichkeit angeboten werden sollte. Wir machen das ja nicht zum Spaß. Für ein paar Gäste mehr die Atmosphäre zu stören oder sich sonstigen Stressfaktoren auszusetzen, oder gar die Veranstaltung abzusagen sehen wir nicht ein. Wer wirklich will findet einen Weg. Sei es über Bekannte oder oder eine E-Mail, an einem Konzert teilzunehmen.
Alles in allem war es ein schönes kleines Festival über 2 Tage mit mit viel Spaß, Camping und vor allem Musik. Mit genau dem Publikum, welches wir da haben wollten. Kosten waren uns da egal, auch wenn das nicht immer aufgeht.
In der Regel machen wir bereits seit Jahren fernab jeglicher Öffentlichkeit 1-2 mal im Jahr eine Feier und laden dazu befreundete Bands ein. Das funktioniert gut, da wir inzwischen viel professionelles Soundequipment besitzen und Seelenbrand eine Menge Sound-Know-How angehäuft hat. Warum sollten wir also auch nur in Erwägung ziehen für 20€ Gage, 3 Bier und ein Stück Pizza im Juha aufzutreten, vor einem Publikum das uns und unsere Musik nicht schätzt, nicht versteht?
Liveauftritt von Sköhsla @ „Der Weg ins Nichts“ „2019
https://www.youtube.com/watch?v=C_HJWCxevUA&feature=youtu.be&fbclid=IwAR2kXCkEX5O_xyX_9-sN09r6La0WOUZUNGRNVA1as_wOHP89rZ8cbHosjP0
Mjöllnir: Mit Ewiges Eis Records habt ihr ein starkes Label hinter Euch, welches auch ordentlich Promo für seine Bands macht. Wie kam es zur Zusammenarbeit mit dem Label?
Wie du schon sagst ist EE-Records ein starkes Label. Dort wird unsere Musik wertgeschätzt und im Prinzip alles veröffentlicht was wir nur möchten. Des weiteren kümmert sich EE-Records um hochwertige Produkte, gute Preise, Werbung etc.
Das hatten wir auch schon anders erlebt.
Ursprünglicher Grund für die Zusammenarbeit waren der Atmospheric Anteil auf dem Label und Bands die wir schätzen und dort unter Vertrag sind.
Mjöllnir: Veröffentlichungen als LP und Kassette erleben in den letzten Jahren ein kleines Revival und viele Fans kaufen sich lieber eine Kassette oder die Vinyl Version. Wird es zukünftig auch Veröffentlichungen von Euch auf diesen Formaten geben?
Ja, wird es geben und gibt es auch bereits.
Mjöllnir: Bei YouTube gibt es sehr professionelle Videos von Wintergeist oder Flak. Erstellt ihr die Videos selbst oder habt ihr wen in der Hinterhand?
Die Videos sind von einem Künstler der sich „Wächter“ nennt. Er betreibt verschiedene Support Kanäle auf Facebook und YouTube. Was Bildbearbeitung und filmen angeht ist er ein Profi und kann nur empfohlen werden. Er ist jedoch kein Bandmitglied.
Mjöllnir: Wie wichtig ist die Bühnenpräsenz für Euch? Was ist diesbezüglich in naher Zukunft geplant?
Wir finden es wichtig Black Metal Live zu präsentieren. Die Musik und die Umstände sollten jedoch passen.
Wintergeist Live „Der Gipfels Schwelle“ Live@Blackland 2019
https://www.youtube.com/watch?v=V_iU_EvV7Uc
Mjöllnir: Der deutsche BM ist im Vergleich zur internationalen BM Szene sehr gut aufgestellt, dennoch spielen nur wenige deutsche Bands im Ausland. Wie beurteilt ihr die deutsche BM Szene?
Schwierig zu sagen. Ich habe da durchaus meine Lieblinge. Leider mangelt es etwas an qualitativ hochwertigen Bands und an Live-Bands. Die deutsche Szene scheint mir außerdem doch sehr trendgesteuert und in der Regel wenig bereit außergewöhnliches zu supporten.
Mjöllnir: Das Jahr ist bereits weit fortgeschritten, weshalb die Frage durchaus legitim ist, ob ihr schon ein aktuelles Album des Jahres habt?
Nein, da müsste ich jetzt eine Weile überlegen.
Mjöllnir: Zum Schluss des Interviews dürfte ihr gerne noch letzte Wort an den Leser richten.
Wir danken dir für das Interview und wie üblich auch jedem der uns die Treue hält. Wir werden sie auch euch halten.
Seelenbrand Records: https://de-de.facebook.com/SeelenbrandRecords/
Wintergeist: https://de-de.facebook.com/Wintergeistbm
Flak: https://www.facebook.com/officialFLAK
Erstveröffentlichung des Interviews erfolgte beim Black Info Telegram Kanal. Der Kanal des Black Circle HMC. Das Interview wurde von Mjöllnir (Black Circle HMC) geführt.